Der Klang des Flügels – Einblicke in die Arbeit des Klavierstimmers Peter Clementsen
120 Jahre alt, mit deutlichen Gebrauchsspuren und undeutlichem Klang – was lässt sich aus solch einem Instrument noch machen – immerhin von der Hamburger Firma H. Kohl gebaut?!
Erst einmal lernte ich viel über den Klang und die Geräusche, die ein Flügel erzeugen kann – und auch über die Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Sie seien im Groben dargestellt:
Der Zustand der Hämmer
Die Filzköpfe auf den Hämmern bringen die Saiten zum Schwingen. Am Holz der Hammerstiele (v.a. seiner Elastizität) lässt sich nichts ändern, doch den Filz zu bearbeiten, verändert den Klang entscheidend. Diese Arbeit wird “Intonation” genannt. Mit dünnen Stiften oder stabilen Stecknadeln wird er gelockert und mit einem Hitzestab oder einem Bügeleisen gefestigt. Ist die Anschlagfläche zu stark verfestigt, hilft Schmirgelpapier („abziehen“ genannt). Welche Härte des Filzes und dadurch des Klanges ideal ist, hängt vom Instrument, dem Raum und dem Geschmack des Hörenden ab. Auf jeden Fall muss auf Gleichmaß geachtet werden. Auch der Unterschied zwischen den Stahlsaiten und den von Kupfer umsponnenen Bass-Saiten wird durch die Intonation so gut es geht ausgeglichen.
Die Art des Anschlags
Der zügige Rückfall beim Klavier der Tasten und das damit verbundene Spielgefühl kann eingestellt werden. Für dieses sogenannte Regulieren gibt es zehn Stellschrauben pro Taste:
– für die Dämpfung
– für die Ruhelage der Hämmer
– für die Auslösung der Zunge, die verhindert, dass der Hammer gegen die Saiten gedrückt bleibt
– für die Repetierfeder für das schnell wiederholte Spielen einzelner Töne.
Die Anschlagtiefe ergibt sich hauptsächlich aus der Dicke des Filzes unter dem vorderen Ende der Taste.
Die Nebengeräusche
Wenig Beachtung finden oftmals die Nebengeräusche, die durch die Kontakte der beweglichen mit den festen Bauteilen entstehen. Sie werden an 14 Stellen durch Filz gedämpft und gehören so zum gewohnten Klang. Erst wenn die Filze im Laufe der Jahrzehnte zu dünn werden, fallen sie unangenehm durch „klappern“ beim Spielen auf und müssen durch neue Filze ersetzt oder verstärkt werden.
Nach einigen Monaten Beschäftigung mit diesen drei beschriebenen Bereichen, einer vorangegangenen Reinigung und nachfolgender Lackierung (die ein Thema für sich wäre), war der Flügel so weit, dass ich mir ein großes Haus für ihn wünschte.
Also: Bei Interesse am Flügel oder auch an einem fachlichen Austausch melden Sie sich gern
Peter Clementsen
Gumbrechtstrasse 118
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Tel.040-374 29 233
eMail:peter.clementsen@t-online.de
Webseite: www.klavierstimmung-in-hamburg-und-harburg.de