Bildung & Pädagogik

Es tut sich was in der Waldorferzieher:innen-Ausbildungslandschaft

https://www.waldorferzieher.de/

Wer die Waldorfpädagogik kennenlernt, merkt schnell, dass es sich hier nicht einfach um einen spezielleren Ansatz im Rahmen der allgemeinen Pädagogik handelt, sondern dass viel mehr dahintersteckt. Zu entdecken ist zum Beispiel ein respektvolles und vielseitiges, differenziertes Bild vom Menschen und eine Pädagogik, die sich im Zusammenhang stehend wahrnimmt mit ihrer ökologischen, sozialen und geistigen Umwelt und deren Zukunft. Dieser Mensch, der die ersten Schritte in die Waldorfpädagogik hinein macht, merkt vielleicht auch, wie tief einen diese pädagogische Praxis und die dahinterstehenden Ideen selber berühren können und ganz persönliche Entwicklungsimpulse anstoßen. Und wenn dann der Wunsch entsteht, im Rahmen einer Berufsausbildung Waldorferzieher:in zu werden, finden sich zum Glück mittlerweile vielfältige Wege (siehe www.waldorfkindergarten.de).

Neben den fundierten berufsbegleitenden Weiterbildungen zur waldorfpädagogischen Fachkraft an elf Standorten in ganz Deutschland und dem Studiengang „Kindheitspädagogik“ an der Alanus-Hochschule in Alfter bei Bonn gibt es bislang fünf staatlich anerkannte Fachschulen, die in dreijährigen grundständigen Bildungsgängen zu Waldorferzieher:innen ausbilden: in Stuttgart, Mannheim, Kassel, Dortmund und Berlin.

Neu ist nun, dass sich auch im Norden Deutschlands, genauer: in Hamburg eine Initiative zur Gründung einer Waldorf-Fachschule für Sozialpädagogik gebildet hat. Ihre ersten Impulse liegen in der Zusammenarbeit von regionalen Waldorflehrer:innen, Waldorfkindergartenträgern und Heilpädagog:innen und führten 2018 zur Gründung einer Waldorfberufsfachschule zur Ausbildung von sozialpädagogischen Assistent:innen. Diese zweijährige Ausbildungsform führt Absolvent:innen eines mittleren Schulabschlusses zu einer ersten staatlich anerkannten pädagogischen Berufsausbildung und kann auch den Abschluss der Fachhochschulreife umfassen. In einem zweiten Gründungsanlauf konnten nun in einem vielseitig besetzten Initiativkreis und durch die Einsatzbereitschaft und tatkräftige Unterstützung von Waldorfkindergärten und -schulen aus Hamburg und dem Umland sowie dem benachbarten Hamburger Seminar für Waldorfpädagogik die finanziellen, personellen und räumlichen Voraussetzungen für den Beginn einer staatlich anerkannten Fachschule für die grundständige Ausbildung von Waldorferzieher:innen geschaffen werden. Auch seitens der Hamburger Schulbehörde wird eine wohlwollende Begleitung dieser Neugründung signalisiert. Und die bislang eingetroffenen und weiter eintreffenden Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz zeigen, dass diese Schule auf sehr motivierte Ausbildungsbedürfnisse trifft!

In dem speziell in Hamburg möglichen Ausbildungsmodell von wöchentlich zwei Schultagen und drei Praxistagen spielt die Zusammenarbeit der schulischen Ausbildung mit der Ausbildung durch die Praxisanleiter:innen von Anfang an eine herausragende Rolle und ermöglicht den Wissenstransfer und Austausch zwischen beiden Kompetenz-Orten in besonderer und zukunftweisender Art, wie es auch an den weiteren Ausbildungsstätten mit praxisintegrierter Schulform der Fall ist. Dass die Mitarbeit der Auszubildenden in der Praxis mit einer regelmäßigen Vergütung versehen ist, entlastet die Auszubildenden während ihrer Ausbildungszeit finanziell erheblich, stellt die Praxisstellen aber auch vor zunächst neue finanzielle Herausforderungen. Umso mehr ist zu wünschen, dass die Bemühungen um eine solide Aus- und Weiterbildung von Waldorf-Erzieher:innen an allen Standorten bundesweit nun in der Hamburger Waldorf-Fachschule für Sozialpädagogik durch eine gute Einbettung in die umliegende waldorfpädagogische Landschaft in Form der Kooperation mit weiteren Praxisstellen auch langfristig einen Ankerpunkt finden. Dazu wird es noch mancher Anstrengung bedürfen, aber wir sind hoffnungsvoll, dass auch das gelingen wird.

Wir sehen dem Schulbeginn im August 2021 mit Freude entgegen!

Elke Rüpke