Inselgedichte und Flötenmusik
Als Alonso Fernández de Lugo am 29. September 1492 die Kanarische Insel Benahoare, wie die Ureinwohner sie nannten, für die spanische Krone eroberte und christianisieren ließ, weihte er sie dem Erzengel Michael. Seither trägt sie den Namen Isla de San Miguel de La Palma und beherbergt in Tazacorte eine der westlichsten Michaels-Kirchen Europas. Heute wird sie meistens nur noch La Palma genannt. Sie erhebt sich im Atlantik vor der Afrikanischen Küste und ist wie alle Kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs.
La Palma vereint auf relativ kleinem Raum ganz unterschiedliche Klimazonen und Vegetationsstufen. Auf ihrem Gipfel, dessen Vulkanschlote eine Höhe von 2425 Metern erreichen, stehen die Teleskope der Europäischen Sternwarte. Oft wehen dort eisige Winde, während es in den mittleren Bereichen frühlingshaft grünt und blüht und an der Küste
Bananen reifen. Gegensätze prägen den Tages- und Jahreslauf, und die Urgewalten der vier Elemente – des Festen, Flüssigen, Luftigen und Feurigen – sind überall präsent. Im Jahr 2021 brach ein neuer Vulkan aus, dessen Lava viele Häuser und Gärten begrub. So schön und fruchtbar die Insel ist, so gefährdet ist sie durch Waldbrände, Stürme und einen
unberechenbaren Hotspot in der Tiefe. Überleben kann dort nur, wer die Natur achtet und andere Menschen unterstützt.
Seit ich 2008 zum ersten Mal diese einzigartige Insel besuchte, hat ihre Faszination nicht nachgelassen, und es entstanden Gedichte über die schöpferischen Kräfte der Natur und der Sprache, die ich am 27. April 2025 um 11:45 Uhr im Foyer der Johannes-Kirche vorlesen möchte. Auch ein paar Bilder werden zu sehen sein. Wie schon bei früheren Lesungen wird Ornella Betancourt ausgewählte Stücke für Querflöte spielen, und so hoffen wir, Ihnen den Geist dieser Isla Bonita (schönen Insel) durch Musik, Bilder und Worte etwas näher zu bringen.
Sophia Vietor, Ornella Betancourt